So meistert Porsche die technischen Herausforderungen beim Formel-E-Finale
Beim großen Saisonfinale der ABB FIA Formel-E-Meisterschaft in Berlin (5.-13. August) sind Mensch und Technik gleichermaßen gefordert. In Teil 2 der „Challenge Berlin“-Serie erklärt Malte Huneke, Technischer Projektleiter Formel E, die technischen Herausforderungen beim intensiven Finale mit sechs Rennen in nur neun Tagen.
Die Vorbereitungen der Porsche Ingenieure und Mechaniker laufen derzeit auf Hochtouren. Waren es bisher höchstens zwei Läufe pro Event wie beim Saisonauftakt in Saudi-Arabien, absolvieren André Lotterer und Neel Jani diesmal sechs Rennen auf drei verschiedenen Strecken-Layouts.
Porsche 99X Electric im Check
Nach dem bislang letzten Formel-E-Rennen in Marrakesch ging das Porsche-Equipment Anfang März nach Valencia, wo es an der Rennstrecke „Circuit Ricardo Tormo“ zwischengelagert wurde. Anfang Juni kam die Fracht in Weissach an. So hatte das Team die Möglichkeit, die beiden Porsche 99X Electric gründlich zu prüfen. Unter normalen Umständen gibt es diese Gelegenheit für die Ingenieure zwischen den Events nicht, da die Fahrzeuge direkt zu den nächsten Rennen transportiert werden. „In den vergangenen Monaten hatten wir aufgrund der besonderen Situation mehr Zeit, an bestimmten Weiterentwicklungen zu arbeiten, wie beispielsweise an der Software“, sagt Huneke. „Wir haben diese Chance genutzt, kurzfristige Verbesserungen für Berlin voranzutreiben.“
Vorbereitung auf drei verschiedene Strecken-Layouts
Das Besondere am Saisonfinale in Berlin ist das kompakte Format. „Die Vorab-Planungen sind durchaus anders als bei den bisherigen Events. Die drei unterschiedlichen Strecken-Layouts bedeuten, dass wir uns im Grunde auf drei verschiedene Events gleichzeitig vorbereiten müssen – mit dem Unterschied, dass es zwischen den Rennen kaum Zeit gibt, sich auf den nächsten „Double-Header“ einzustellen“, sagt Huneke.
Normalerweise gibt es einen klaren Ablauf: Jeweils eine Woche werden mit der Vorbereitung am Simulator, dem Rennen selbst und der Analyse des Events verbracht. Für Berlin gelten andere Prozesse. Die Vorbereitungszeit beträgt rund drei Wochen, an der Strecke passiert dann alles wie im Zeitraffer. „Nach dem ersten Doppelrennen müssen wir uns sehr schnell auf das nächste Event einstellen und unser volles Potential abrufen, wenn es darauf ankommt“, sagt Huneke. Der Lernprozess findet normalerweise zwischen den Rennen statt, doch für Details bleibt keine Zeit. „Das wird sicher eine Herausforderung. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir mit diesen Gegebenheiten gut zurechtkommen werden.“
Simulatorarbeit als Basis
Die drei Strecken-Layouts in Berlin-Tempelhof wurden von der Formel E vergangene Woche bekanntgegeben: Rennen 6 und 7 (5./6. August) finden auf dem letztjährigen Formel-E-Kurs statt, allerdings mit umgekehrten Streckenverlauf. Das zweite Doppelrennen (8./9, August) wird auf der regulären Formel-E-Strecke ausgetragen, ehe die beiden abschließenden Läufe (12./13. August) auf einem neu entworfenen Layout ausgetragen werden. Die verschiedenen Streckenkonfigurationen gelten als Ausgangspunkt für die Vorbereitungen im Simulator. Eine Besonderheit in Berlin-Tempelhof sind die Betonplatten, die sich auf das Reifenmanagement auswirken. Huneke: „Das Thermo-Management wird unter anderem eine wichtige Rolle spielen. Im Simulator bereiten wir uns daher auf verschiedene Szenarien vor.“
Die große Chance
Das besondere Saisonfinale der Formel E stellt das TAG Heuer Porsche Formel-E-Team vor Herausforderungen, aus denen sich Chancen ergeben können. „Die Bedingungen sind für alle gleich, auch wenn wir noch keine Erfahrungswerte in Berlin-Tempelhof gesammelt haben“, meint Huneke. „Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die relative Performance aller Teams über die sechs Rennen hinweg entwickelt.“ Mehr als die Hälfte aller Saisonrennen warten auf das TAG Heuer Porsche Formel-E-Team. In der Fahrer- und Teamwertung ist noch alles offen. In jedem Fall werden die Formel-E-Meister in Berlin gekürt. Es bleibt spannend bis zur letzten Rennrunde.