Audi RS 5 Cabrio eine Gefahr für jede Haarpracht
Die Riege der Turbo-Sportler hat längst das Regiment übernommen. Das Audi RS5 Cabrio glänzt dagegen mit 450 Sauger-PS und mächtigen Drehzahlen. Was kann der Power-Cruiser? Braucht man wirklich ein Cabrio mit acht Zylindern und 450 PS? Zum Fahren sicher nicht. Aber zum Hören vielleicht. Noch nie war die Klangkulisse eines Audi A5 so eindrucksvoll wie beim offenen Sportmodell RS5. Und das nicht nur beim Gasgeben.
Der erste Eindruck: Was für ein Klang! Laut, kraftvoll, ungefiltert bollert der V8-Motor unter der Haube los, dirigiert von minimalen Bewegungen des Gasfußes. Man sitzt mitten in der Soundquelle und es hat den Anschein, als hätte Audi nur für dieses Erlebnis die Cabriovariante des RS5 aufgelegt.
Das sagt der Hersteller: Die hauseigene Tuning-Tochter Quattro GmbH findet, das RS5 Cabrio kröne ihr Angebot in der Mittelklasse und böte eine Alternative zum mittlerweile schon ein wenig betagten BMW M3 Cabrio und leitet zugleich das Finale der Baureihe ein.
Das ist uns aufgefallen: Vor allem, wie überflüssig der 450 PS starke V8-Motor für ein Cabrio eigentlich ist. Und zweitens, wie sehr man diesen Überfluss gleichzeitig genießen kann. Auch wenn man die meiste Zeit gelassen und mit maßvollem Gaseinsatz im offenen Auto dahinbummelt, der Motor kaum über 2000 Touren dreht und man sich an dem wummernden Bass aus den zwei riesigen Endrohren freut, sorgt so viel Leistung einfach für ein gutes Gefühl: Überholvorgänge sind ein Klacks mit diesem Auto, das übergangslos zur Furie wird, wenn der Fahrer es wünscht. Der Motor gehört zu den letzten Saugaggregaten bei Audi und scheint sich regelrecht zu freuen über eine kleine Drehzahlorgie ab und zu.
Das muss man wissen: Das RS5 Cabrio startet zur Open-Air-Saison 2013 im nächsten Frühjahr. Es kostet mindestens 88.500 Euro und ist damit mehr als doppelt so teuer wie das Basismodell. Dessen Motor hat allerdings nicht einmal halb so viel Hubraum (1,8 statt 4,2 Liter) und kaum mehr als ein Drittel der Leistung (170 statt 450 PS). Interessanter sind deshalb ein paar andere Referenzmodelle: Vom S5 mit 333 PS trennen das Topmodell gut 25.000 Euro und gegenüber dem BMW M3 Cabrio als einzigem echten Konkurrenten ist der Audi um mehr als 10.000 Euro teurer.
Für den stolzen Preis gibt es neben dem potenten Motor und dem überarbeiteten Fahrwerk auch das typische RS-Design. Dazu gehören eine Frontschürze mit fetten Lufteinlässen, Kotflügel mit weiten Wölbungen über den bis zu 20 Zoll großen Rädern, Spiegelgehäuse aus mattem Alukappen und ein extrabreites Heck mit angedeutetem Diffusor sowie kleiner Spoilerlippe. Auch im Interieur erkennt man die Sportskanone, zum Beispiel an den geänderten Instrumenten, einem besonders griffigen Lenkrad und Sportsitzen, die ordentlich Seitenhalt bieten.
Das ist angesichts der Fahrleistungen sinnvoll. Wenn bis zu 430 Nm Drehmoment das Auto samt Insassen in 4,9 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen, wird man tief in die Ledersitze gedrückt. Offiziell liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 250 km/h, doch gegen Aufpreis gewährt Audi dem RS5 Auslauf bis Tempo 280. Nur von theoretischem Wert und für die meisten Kunden in dieser Klasse ohnehin nur eine Nebensache ist der Verbrauch. Der liegt offiziell bei 10,7 Litern, lässt sich aber mit dem Gasfuß ähnlich hochjazzen wie die Klangkulisse.
Das werden wir nicht vergessen: Den irren Sound des Achtzylindermotors, wenn der RS5 im „dynamic“-Modus bewegt wird und das gut gedämmte Akustik-Verdeck eingefaltet im Fond liegt (was allerdings reine Geschmackssache ist, wie dieser Artikel beweist). Der akustische Kick entsteht gar nicht so sehr beim Beschleunigen, sondern viel besser klingt das wütende Schnauben, wenn man der Gasfuß gelupft wird. Gleich darauf knallt brutal das Zwischengas aufs Trommelfell, wenn die Doppelkupplung einen Gang herunterschaltet. In diesem Auto macht daher sogar das Entschleunigen Laune.